Erleichtert ließ ich mich im Flugzeug auf meinen Sitz plumpsen, 15B – stimmt. Wenn mein Hintermann nur nicht so aufgeregt wäre und dauernd aufstehen würde. Das Übel – er zieht dabei an meinen Haaren. Ob der Mensch seine Beruhigungspille vergessen hat?
„Bitte anschnallen!“ leuchtet es überall, doch dieser nervöse Mitmensch kämpft noch mit seinem dicken Aktenkoffer, dann ist es geschafft, er sitzt, der Flug könnte beginnen.
Mein Sitznachbar fühlt sich offenbar geschmeichelt. Schon zwei Mal hat ihm die kleine blonde Stewardess einen langen Blick zugeschmissen. Ob er wohl überhaupt merkt, dass sie nur seinen Sicherheitsgurt betrachtet? Soll er doch weiter an einen Flirt glauben.

Mein Sitznachbar fühlt sich offenbar geschmeichelt. Schon zwei Mal hat ihm die kleine blonde Stewardess einen langen Blick zugeschmissen. Ob er wohl überhaupt merkt, dass sie nur seinen Sicherheitsgurt betrachtet? Soll er doch weiter an einen Flirt glauben.
Es tut sich was: Die Triebwerke, bisher nur leise zu hören, werden lauter, das Ziel rückt ein Stückchen näher und die tägliche Arbeit ein wenig weiter weg. Mein Hintermann regt sich wieder. Zum Glück für mein Haar steht er jedoch nicht zum vierten Mal auf, sondern reckt nur seinen Hals, denn in den Gängen gastiert das „Wasserballett“. Die Besatzung erklärt den Gebrauch von Schwimmwesten und Sauerstoffmasken.

Herr Hintermann übertreibt allerdings sein Informationsbedürfnis ein wenig. Er fasst nicht nur unter seinen Sitz, um zu prüfen, ob es auch den Tatsachen entspricht, was dort von der Besatzung erzählt wird, sondern er holt die kleidsame Weste mit den komplizierten Strippen, dem Lämpchen und der Flöte heraus und trifft Vorbereitungen zur Anprobe. Der freundliche, wie nachdrückliche Hinweis eines Stewards bezüglich seiner Übertriebenheit lässt ihn wieder ganz entspannt an meinem Hinterkopf ziehen und zerren.
Langsam fangen die Ohren an zu dröhnen. Herr Nachbar, wohl ein Flug Baby, fasst sich nervös an die Ohren, er befürchtet wohl irgendeinen Defekt an sich – oder etwa an den Triebwerken? – Denn diese hört man, im Gegensatz zum Start, kaum noch. Schon bald aber hat auch er sich an die Situation gewöhnt, zumal die Besatzung anfängt, eine Mahlzeit zu verteilen.
Inzwischen spielt Herr Hintermann mit einem Apfel und erzählt von seinem Urlaub im letzten Jahr. Endlich hat auch er seine Mahlzeit bekommen und nachdem Herr Hintermann seine richtige Sitzposition eingenommen hat – natürlich nicht ohne mir vorher an den Haaren zu ziehen – ist auch dort Ruhe. Die Prozedur des Essens, alles aus Plastik und alles schön fest verpackt, dazu noch einige Luftlöcher, ist Gottseidank überstanden. Ich kann jetzt zum gemütlichen Teil übergehen.

Auch für meinen Sitznachbarn scheint die Welt in Ordnung. Sein Pseudoflirt hat sich zwar endgültig als Irrtum herausgestellt, doch er tröstet sich bereits mit der dritten Flasche Bier. Die Triebwerke lärmen, das Fahrwerk wird ausgefahren, ein kleiner Stoss, wir rollen und die Erde hat uns wieder. Herr Hintermann zieht wieder an meinen Haaren, denn er ist sofort aufgesprungen und wird ebenso sofort wieder gebeten, wieder Platz zu nehmen.
Einmal muss er sich also noch an meinem Kopfpolster hochangeln. Doch ich habe mich längst an ihn gewöhnt und außerdem bin ich jetzt in Urlaub. Ganz sicher bin ich mir bei dem Gedanken aber nicht. Wenn das auf dem Rückflug auch so sein könnte?