Das Jahr 2020 geht nun bald zu Ende und es gab viele große und kleine Ereignisse. Im Vergleich zu dem, was ich in den vergangenen Tagen erleben durfte, ist meine Arbeit für die LVM fast als erholsam zu bezeichnen. Und das kam so:
Ich hatte mich bereit erklärt in diesem Jahr das Weihnachtsessen in den Kreisen der Familie auszurichten. Zu dieser gehört unter Umständen auch – jahreszeitbedingt – die nähere oder entferntere Verwandtschaft, die sich oft hat monatelang nicht blicken lässt. In Zeiten eines riesigen Nahrungsmittelangebotes und ständig wechselnder Esstrends musste ich feststellen, dass die Erstellung einer gemeinsamen Mahlzeit für den Weihnachtsabend eine der größten Herausforderungen darstellt. Denn wer es allen recht machen will, kann sein lukullisches Wunder erleben.

Ist das nicht zu jedem Weihnachtsfest ähnlich? Die Lieben versammeln sich, drücken der Mutter den obligatorischen Kuß auf die Wange und fragen im gleichen Atemzug, ob denn das Essen schon fertig sei ….
Während die Schwiegertochter aus Münster auf Light-Kost steht, mag es der Herr Sohn es lieber gut bürgerlich: „Aber Mutti, Du weißt …. keine Zwiebeln, keine Tomaten und um Himmels willen keine Pilze!“ Der Enkelsohn gibt lautstark darüber Auskunft, dass es Nudeln mit Tomatensoße sein sollte, während dessen Schwester die Käseform bevorzuge. Der aus Selm angereiste Onkel gibt sich erdverbunden – er bevorzugt naturbelassenes Gemüse aus möglichst eigenem Anbau und Körner in allen Variationen. Die dazugehörige Tante isst „eigentlich alles, aber denke bitte daran Martha, ich habe es mit der Verdauung und bei Fisch wird mir übel“.

Ähnliches lässt sich erleben, wenn die Lieben mit Getränken versorgt werden sollen. Denn um das Notwendige parat zu haben, müsste das Weihnachtsessen eigentlich in einem Getränkegroßmarkt stattfinden. Hier auf die Hilfe durch den Herrn des Hauses zu setzen, wäre eine ziemlich unpassende Annahme. Denn dieser hat mit der Bewachung des brennenden Weihnachtsbaumes und der lärmenden Enkelkinder vollauf zu tun. Sagt er!
Als außerordentlich schwierig stellt sich die Auswahl des richtigen Nachtisches dar: Die Enkekinder schreien nach Eis, der Sohn liebt hausgemachten Milchreis, die Schwiegertochter Obstsalat mit Süßstoff und die Tante eine Tasse echten Kakao mit echter Milch und viel Schlagsahne, „Keine H-Milch! Martha!“

Für das nächste Jahr werde ich zu Weihnachten den Topflappen wegwerfen, einen Stapel Tütensuppen zur Selbstbedienung anbieten und in einen unbefristeten Streik treten. Weihnachten einmal anders, so ganz unter dem Motto: Die Küche zu, kein Essen da, frohe Weihnacht, liebe Gästeschar.