Stresemanns Ganz normal

Die 60er-Jahre: Schallplatten und Cassetten

Von der „Mono“-tonie in das „Stereo“-Jahrzehnt

Das Jahrzehnt der Veränderungen: Die Musik erklang immer häufiger in Stereo und in neuen, ungewohnten Rhythmen wie Twist, Beat oder Rock. Es war ein Nebeneinander von Altem und Neuem, Tradition und Moderne, reaktionärem Bewahren und kämpferischem Aufbruch.

Runde Scheiben in 3 Geschwindigkeiten

Eine PVC-Single hatte zwei, mit jeweils einer spiralförmig von außen zur Mitte verlaufenden Ton rille, bespielte Seiten. Die A- und die B-Seite, wobei die A-Seite meist das populärere Musik-Stück enthielt und entsprechend häufiger abgespielt wurde. Nun konnte man diese Scheibe, wenn man sie abspielen wollte, nicht einfach auf den Plattenteller legen, da ihr Mittelloch viel größer war als der Stift, der die Platten auf dem Plattenteller fixierte. Aufbewahrt wurden die kleinen Scheiben in speziellen Singlealben, in die jeweils ca. 20 Singles untergebracht werden konnten.

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Von ihrer Kapazität her war die Single aber sehr beschränkt, sie konnte pro Seite nur wenige Minuten Ton aufnehmen. Da die meisten Musikstücke aber nicht länger als 2 bis 3 Minuten liefen, reichte die Kapazität aus. Sie hatten eine Umlaufgeschwindigkeit von 45U/min. Was uns Jungs jedes Mal dazu verleitete, Single auch mit den anderen auf dem Plattenspieler verfügbaren Geschwindigkeiten von 78 und 33 abspielen zu lassen. Was schön schräg klang. Wie banal ist dagegen doch ein mp3-Player.

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Im Laufe der 60er wurde der Stereo-Ton zum Standard bei Schallplatten, wobei Anfang der 60er Stereo noch ausschließlich bei Langspielplatten eingesetzt wurde, etwa Mitte der 60er dann auch bei Singles. Trotz der Vielseitigkeit und Beliebtheit dieser kleinen Platten, richtig ernst genommen wurde man erst mit einer LP, einer Langspielplatte. Singles waren Liedchen, LPs Musik. Anfangs waren LPs fast ausschließlich im Bereich der klassischen Musik erfolgreich. Unterhaltungsmusik wurde auf Singles veröffentlicht. Ich selbst kam deshalb erst in den 70er Jahren an meine erste Langspielplatte. Ein Geschenk meiner Eltern war Beethovens 9. Sinfonie von der „Deutschen Grammophon“.

Neben den Standard-Langspielplatten aus schwarzem Vinyl gab es auch limitierte Sonderauflagen aus farbigem Vinyl, etwa in Rot oder blau oder auch mehrfarbig. Ich entsinne mich, dass ich zusätzlich zum blauen und roten Beatles-Album auch eine rot gefärbte LP der Gruppe hatte.

Photo by Konstantinos Hasandras on Unsplash

Kleine Kassetten mit viel Band

Compact Cassetten oder Audiocassetten oder einfach Musikkassetten kamen Ende der 60er in Mode. Genau genommen waren sie nichts anderes als kleine Tonbänder, die von einem Plastikgehäuse umgeben waren. Das Ab- und Bespielen dieser Kassetten erfolgte mit einem Kassettenrekorder.

München rockt – Die wilden 60er-Jahre

Mit einem Druck auf die Starttaste des Rekorders wurden die ausgestrahlte Musik auf die kleine Kassette übertragen, von dem sie anschließend beliebig oft wieder abgespielt werden konnte. Dieser Aufnahmetechnik ist es zu verdanken, dass meine ersten Aufnahmen noch durch reichlich Hintergrundgeräusche, die an leisen Stellen auch öfters in den Vordergrund drängten, angereichert wurden wie Vogelstimmen, vorbeifahrende Autos, Düsenjäger, Aufforderungen meiner Eltern die Musik doch etwas leiser zu stellen oder die Märchenerzählungen meiner großen Schwester. Etwas Abhilfe schaffte ein Kopfhörer, zwischen dessen Ohrmuscheln das Mikrophon platziert werden konnte. In späteren Jahren konnten Kassettenrekorder über Audiokabel direkt mit dem Radio oder Plattenspieler verbunden und die Musik somit ohne störende Nebengeräusche überspielt werden.

Musikkassetten waren robust und konnten beidseitig bespielt werden. Die ersten Kassetten hatten eine Kapazität von 60 Min (2 x30 Min) und kosteten zwischen 2 und 4 Mark. Später kamen dann 90 Min und 120 Min hinzu, wobei ich fand, dass die langen Kassetten eierten, weil der Motor des kleinen Kassettenrekorders das nicht schaffte. Man konnte die Kassetten gegen ein versehentliches Überspielen schützen, indem man an der oberen Kante ein kleines Plastikstück herausbrach. Wollte man die Kassette später doch wieder neu bespielen, musste man das beim Herausbrechen entstandenen Loch wieder mit Tesafilm zukleben.

Noch bis Anfang 2005 hatte ich so um die 400 dieser Kassetten mit vielen schönen alten Radiosendungen, die ich auf mehreren Recordern abspielen konnte. Oft fehlte den Sendungen der Anfang oder das Ende und wenn ich Pech hatte, war auch noch die Stimme des Moderators oder ein Werbe-Jingle mit drauf. Dann versuchte ich mit einer Schere und Tesafilm das Band zu schneiden. Was aber meist dazu führte, dass es Bandsalat gab und ich mit einem Bleistift, den ich in die Spule steckte das verknüllte Band wieder aufrollen musste. Das konnte ab und an schon Stunden dauern.


In der nächsten Folge:

Eine neue Ära der Popkultur. Der bisherige Trend zu Rock‘n‘Roll und Beach-Sound verblasste mehr und mehr. Ursache dafür war unter anderem der Konkurrenzdruck und Freiheitsdrang vieler Musiker zu mehr Originalität.



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