
Die Hände berühren sich fast. Fast! Und zugleich denke ich beim Betrachten dieses über 500 Jahre alten Bildes: in Kontakt sind die beiden allemal. Was wohl davor geschah? Danach? Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist:
Berührung tut gut. Wenn sie gewollt und gewünscht ist.
Berührung schafft Beziehung. Da fließt Energie von einer Hand, die hält, in eine, die gehalten wird. Streicheln und gestreichelt werden stärkt Seele und Immunsystem gleichermaßen. Berührung. Jede und jeder weiß für sich, ob man gerade mehr davon gebrauchen könnte oder gut bedacht ist und zu bedenken vermag
Bei uns im Team wird viel berührt. Im Hände halten, im Trösten und Begrüßen, ganz professionell in der Pflege. Berührung schafft Beziehung und Zusammenhänge. Ich weiß auch um die Kehrseite: Berührt werden kann auch eklig oder beschämend sein. Bei Dränge-Enge in der Bahn zum Beispiel. In diesem Wissen tun wir gut daran, immer wieder zu bedenken, wie wir unwillkommene und unangenehme Berührungen vermeiden können.

Neben der körperlichen Berührung fällt mir die seelische ein. Wenn mich etwas in meinen Gefühlen berührt. Das Lachen eines Kindes. Der Tod eines Menschen, der immer da war. Ein Moment mit Mitarbeitenden in der Kinder- und Jugendhilfe. Ich kenne Gänsehautmomente voller Glück und solche lauter Grusel und Fremdschämen.
Und dann gibt es noch die Berührung mit Unendlichkeit. Die Toten Hosen besingen das großartig „an Tagen wie diesen“, und ganz alleine war es gestern mitten in der Nacht auch mal wieder so weit, als der Mond so dick und rund und schön vom Himmel schien und ich einmal mehr spürte, was Leben für ein Wunder ist.
Ich wünsche mir für uns einzelne und unsere Gesellschaft, dass wir uns berühren lassen können. Und dass wir jenseits unserer elektronischen Geräte spüren, wie gut es ist, berührungsstark zu sein oder zu werden.