Stresemanns Ganz normal

Heute ist “Welt-Toiletten-Tag”

Mittlerweile gibt es ja für alles einen Gedenktag. Für Jogginghosen, Bärte, Männer, Frauen, Kinder … und, und, und. Warum also nicht auch für Toiletten. Während viele Welttage einfach nur gaga sind und keinen ernsten Hintergrund haben, ist der Welt-Toiletten-Tag durchaus ein seriöser Vertreter seiner Art. Der weltweite Aktionstag wurde 2001 von der Welt-Toiletten-Organisation (WTO) ins Leben gerufen, seit 2013 gibt es den Welt-Toiletten-Tag auch bei den Vereinten Nationen (UN) offiziell.

Die WTO ist eine nicht kommerzielle internationale Nichtregierungsorganisation (NRO) mit dem Ziel, die Situation sanitärer Einrichtungen weltweit zu verbessern. Sie ist ein Dachverband nationaler Toilettenorganisationen und hat nach eigenen Angaben mittlerweile 236 Mitgliedsorganisationen aus 86 Ländern (Stand: Januar 2017).

2,3 Milliarden Menschen ohne sanitäre Grundversorgung

Die Vereinten Nationen machen jedes Jahr am 19. November darauf aufmerksam, dass laut der Weltgesundheitsorganisation WHO 2,3 Milliarden Menschen ohne sanitäre Grundversorgung leben. Allein in Indien sind es rund 524 Millionen. Das ist knapp die Hälfte der indischen Bevölkerung. Menschen, die gezwungen sind, ihre Notdurft im Freien zu verrichten, haben oft mit schlimmen Folgen zu kämpfen: Jährlich sterben 315.000 Kinder an vermeidbaren Durchfallerkrankungen – mehr Kinder als an Malaria, Masern und Aids zusammen.

Der Rekord der längsten Klo-Warteschlange ging 2009 nach Brüssel: Dort reihten sich 756 Menschen vor mehreren mobilen Toiletten auf. Die Aktion des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF sollte auf Trinkwassermangel aufmerksam machen. Inzwischen organisieren viele Städten am Weltwassertag eine ähnliche Aktion. Das Motto: „Stell Dich an! Damit 2,5 Milliarden Menschen nicht mehr warten müssen”. Das Bild zeigt die Veranstaltung in Washington.                               Copyright Foto: weltderwunder.de


Nach Ansicht der World Toilet Organisation sind hygienische und zweckmäßige Toiletten eine Notwendigkeit und ein grundsätzliches Menschenrecht. Sie bedeuten Würde und sind ein Symbol für den Fortschritt einer Gesellschaft. In den Entwicklungsländern fehlen Toiletten für 2,5 Milliarden Menschen.

Mehr Informationen über die Arbeit der WTO findet ihr hier:

Word-Toilet-Organisation 

Mehr Informationen über die Arbeit der deutschen Organisation findet ihr hier:

World-Toilet-Organisation-Germany


Der Wettkampf : Rettung der Welt durch die Neuerfindung der Toilette

Toiletten sind ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Hygiene. Wenn aber ihre Entsorgung wegen fehlender Kanalisation oder Kläranlagen unzureichend ist, bleibt das Problem der Verunreinigung von Flüssen, Grundwasser und dem Boden ungelöst. Weiterhin infizieren sich daher zahlreiche Menschen mit Krankheiten. Es wird davon ausgegangen, dass täglich 6.000 Kinder allein an Durchfallerkrankungen sterben. Häufig werden diese durch mangelnde Hygiene und unsaubere Abwässer verursacht. Auch können viele gefährliche Krankheiten wie die oft tödliche Lungenkrankheit SARS durch unsaubere Sanitäranlagen übertragen werden.

Mit einem Wettkampf der brillanten Ideen will Bill Gates, Microsoft-Mitbegründer und Milliardär, mit seiner Bill and Melinda Gates Foundation die Neuerfindung der Toilette fördern. Das neue Klo muss folgende Kriterien erfüllen: Es soll weniger als fünf Cent pro Nutzer und Tag kosten, Krankheitskeime aus den Fäkalien entfernen und ohne Wasser-, Abwasser- und Stromanschluss funktionieren. Zudem soll das Produkt so pfiffig sein, dass jeder, egal ob arm oder reich, das neue Produkt benutzen will. Die Exkremente sollen recyelt oder zu Strom umgewandelt werden.

Teilnehmer aus 29 Ländern stiegen mit erstaunlich unterschiedlichen Erfindungen in den Ring. Den ersten Platz und das Preisgeld von 100 000 Dollar konnte im vergangenen Jahr das California Institue of Technology (Caltech) für seine Erfindung einheimsen. Mithilfe von Sonnenenergie wird in einer Art elektrochemischem Reaktor das Weggespülte zu Dünger und Wasserstoff umgewandelt. Der Wasserstoff kann zur Energieerzeugung gespeichert werden, das aufbereitete Wasser wird wieder der Klospülung zugeführt. Der zweite Preis ging an eine britische Universität, die aus den Hinterlassenschaften Biokohle produziert. Weitere Preise erhielt die Umwandlung der Fäkalien in Asche sowie ein Stehklo mit pedalbetriebener Wasserpumpe, bei der das dreckige Wasser gefiltert und für den nächsten Spülgang wiederverwendet werden kann.

Und wie sieht es in Europa aus?

Ein schwedischer Städteplaner, hat für die Slumbewohner in Indien ein Tütenklo erfunden. Die doppelwandige Tüte aus Biokunststoff ist innen mit Harnstoff beschichtet, macht dadurch Krankheitserregern den Garaus und soll sodann gefahrlos als Dünger genutzt werden können.

Mit freundlicher Genehmigung des Freilichtmuseums Detmold
Mit freundlicher Genehmigung des Freilichtmuseums Detmold

Schweizer arbeiten in Afrika an der Aufbereitung von Urin zu Dünger. Und auch der Kot aus den dortigen Trenntoiletten steht im Fokus, wird testweise erhitzt und kann zu Pellets gepresst auf die Felder gelangen. Fruchtbaren Humus möchten Hamburger Forscher mithilfe von Lactobakterien in einer Art moderner Campingtoilette aus den Fäkalien produzieren. Und britische Wissenschaftler setzten in Afrika auf die Soldatenfliege. Deren Larven sollen sich an Kot dick und fett fressen dürfen, dann werden sie geerntet und zu Biodiesel umgewandelt. Als Tierfutter könnte den beinlosen Maden auch eine große Zukunft bevorstehen.

Bewegung in der Toilettenwissenschaft

Heutzutage „verbraucht“ jeder Deutsche mit der durchschnittlichen Wassermenge einer Toilettenspülung den „Tagesbedarf eines Menschen in Entwicklungsländer“, schreibt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Pro Tag jagt jeder von uns ungefähr 42 Liter das Klo hinunter, so der BUND. Und manchmal sind Mann und Frau bei der Sitzung auf dem Klo alles andere als unbeobachtet. Wer beispielsweise in der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen zur Toilette geht, bleibt nicht unbemerkt. 32 Schüsseln und 16 Waschtische sind über Sensoren und Kabel mit einem Computer vernetzt. Wasserverbrauch, Benutzungshäufigkeit und selbst die Länge von Sitzungen werden dokumentiert. Erstaunliches wurde dadurch neben wissenschaftlich relevanten Aspekten wie Strömungsverhalten einer Kackwurst und Stärke der optimalen Spülung, schon zu Tage gefördert. Zum Beispiel, dass Frauen auf fremden Kloschüsseln mitunter ein Nestbauverhalten entwickeln, das die komplikationslose Spülung gefährdet. Denn dann geht wesentlich mehr Klopapier als üblich für die Aufpolsterung der Klobrille drauf und schließlich auf die Reise durch die Abflussrohre. Das Resultat ist die Verstopfungsgefahr.

Und angeblich haben die Gelsenkirchener Forscher auch herausgefunden, dass Frauen sich nach der Sitzung sehr viel seltener die Hände waschen als Männer. Was? Vielleicht in Gelsenkirchen, liebe Forscher, aber doch nicht in ganz Deutschland!

Welche Meldungen es noch gibt, erfahrt ihr morgen in den „Toiletten-Nachrichten“. Ich würde mir jedenfalls wünschen, dass es viele weitere Ideen gibt, um die Bestrebungen der WTO überall auf der Welt zu unterstützen.

Titelbild: Außer Betrieb-Rike_pixelio.de

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