Wer jemals einen Kindergeburtstag ausrichten durfte, der weiss, dass es dagegen einfacher sein müsste, eine UNO-Vollversammlung zu organisieren. Von der ersten Hürde in der Auswahl der Gäste bis zum Programmablauf ergeben sich Probleme über Probleme. Was macht man, wenn einen die Schnullerbacken ausbuhen, weil die eigenen Zauberkünste schlechter sind, als die eines David Copperfield?
Bei Nele steht es mal wieder bevor, 9 Jahre alt ist sie. “Na, wen möchtest Du denn zu Deinem Geburtstag einladen?” Leider ist das Kind sehr vielseitig interessiert: “Also die Mädchen vom Reiterhof, aus meiner Klasse, meine Freundinnen und eben alle, die ich kenne.”
Das wären – nach meiner Hochrechnung – 19 Jungen und 29 Mädchen. Durch andere Eltern erfuhr ich, dass der Wunsch von Nele doch ein wenig ungewöhnlich sein muss, denn da besteht die Gästeschar aus einer Handvoll Kids. Eben alle diejenigen, zu deren Geburtstagen das Kind auch schon eingeladen war. Und da liegt schon das Grundübel begraben: Diese heillose Reiheneinladerei setzt einen teuflischen Kreislauf in Gang. Nicht nur, dass auf diese Weise laufend eines unserer Kinder quer durch die Stadt irgendwo hingefahren und wieder abgeholt werden muss; es sind natürlich auch Geschenke mitzubringen.

Wirklich schwerwiegend ist jedoch: Man hat pro Kind mindestens einmal im Jahr den ganzen Haufen selbst am Hals. Und was dann? Welche Attraktionen sind eigentlich auf einem Kindergeburtstag angebracht, ohne dass sich die eigenen Kinder in Grund und Boden schämen, nur weil die anderen Eltern spektakulärere Aktionen im Programm haben? Aber es ist ja nicht nur der Stress der Programmgestaltung, der uns alle, ob wir es zugeben oder nicht, verzweifeln lässt. Da ist ja auch noch das ganze Drumherum: Wer verschickt die originellsten Einladungen und wie verhindert man es, als Kindertagesstätte missbraucht zu werden? (Normalerweise laden wir so ab 14 Uhr ein, die ersten bringen ihre Gören aber garantiert schon um 10 Uhr – “da können wir ja noch ungestört zu Ikea …”) Was reicht man den juvialen Gästen denn zum Mahle? (Wir dachten ja mal, frischgebackene Waffeln wären etwas Feines. Wo denn die Überraschungstüten von McDonalds wären, war die Frage.) Wie zum Teufel, wird man die Eltern wieder los?
Es reicht ja nicht aus zu schreiben: “Ende gegen 19 Uhr”. So oder so kommen die ersten Erziehungsberechtigten frühestens gegen 20:30 Uhr, um die Bälger abzuholen. Und die Hälfte von ihnen setzt sich erst mal hin und guckt, wo der Weißwein steht. Die Kinder, überdreht und übermüdet, taumeln marodierend solo nach Hause, und bei mir sitzen Elternteile bis Mitternacht (“Sind sie nicht niedlich, die Kleinen …”) auf der Terrasse herum. Ich liebe Kindergeburtstage !!!