Halten sich Leid und Verfolgung in gebührendem Abstand, bleibt die Anteilnahme eine pro forma-Angelegenheit in unverfänglichen Betroffenheitsgesten. So geschieht es augenblicklich in Europa.
Der Betrachter ist Teil und unfreiwilliger Hauptakteur einer bühnenhaften Inszenierung. Die Ukraine als Allegorie der individuellen Natur im Zentrum einer anonymen europäischen Umgebung sucht sich aus der Tiefe seinen Weg in die Freiheit, um wieder ein Teil der selbstbestimmten Gemeinschaft zu werden. Dabei ist der Angegriffene stets unserer Beobachtung ausgesetzt. Durch die Medien kann der untätige Leidensvoyeur das Geschehen erfahren und weiß bereits von der Aussichtslosigkeit der Befreihungsmühen. Die Tatenlosigkeit ist das zum Leiden addierte Unrecht.
Der Betrachter wird dieser Anklage ausgesetzt. Seine Rolle ist festgelegt, bevor er sich dessen überhaupt bewusst wird.
