Also das hat mich fasziniert. Ganz ehrlich. Dieses Jahr schickte ich nämlich mein Urlaubsgepäck mit der Deutschen Bundesbahn. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Viele andere tun das auch. Nur – meine Koffer kamen nicht an! Und – jetzt kommt’s: Die junge Dame am Güterbahnhof verwies mich freundlich, aber bestimmt an die Gepäckfahndung der Bahnpolizei. Wie bitte? Also ich kenne Zivilfahnder und Steuerfahnder aus den unzähligen Fernsehkrimis. Und dann gibt es da noch die Fahnder beim Arbeitsamt, aber Gepäckfahnder?

Dabei gibt es die nach Auskunft der Bundesbahn schon ziemlich lange. Die Eisenbahn ist nämlich um 1870 verpflichtet worden, für den Schutz der ihr anvertrauten Güter selbst zu sorgen und daraufhin hat der Rechtsvorgänger der Bundesbahn, die Reichsbahn, diesen Fahndungsdienst gegründet. Und der funktioniert! Findet sich in den Zügen oder auf dem Bundesbahngelände ein Gepäckstück, das sich nicht irgendwie einem Besitzer zuordnen lässt, erfolgt sofort Meldung an die Gepäckfahnder. Die wiederum gehen die eingegangenen Meldungen der Besitzer verlorener oder entwendeter Gepäckstücke durch. Das„was dann geschieht – ist Filigranarbeit, wobei den Fahndern ihre langjährige Erfahrung zugutekommt. Und ich sagte es ja schon: Es hat mich fasziniert, denn in der Regel finden die Gepäckfahnder innerhalb kürzester Zeit das Gesuchte. 220 Beamte sind in der gesamten Bundesrepublik durch den Bundesgrenzschutz für die Gepäckfahndung eingesetzt.

In den vergangenen Jahren machten den Gepäckfahndern nicht nur die Langfinger Probleme. Durch die vollmaschinelle Verladung von Gütern in den Großbahnhöfen kann es auch mal vorkommen, dass Kollege Computer das Frachtgut den verkehrten Güterwaggons zuordnet. So muss es wohl auch meinem Urlaubsgepäck ergangen sein. Denn ein Koffer fand sich in Karlsruhe und einer in Basel wieder. Die Spürnasen der Gepäckfahndung brachten sie mir recht schnell zurück. Auch bei Diebstählen wird die Gepäckfahndung auf den Plan gerufen: Vor einiger Zeit kam es in den Toiletten von Waggons zu Engpässen bei Seife, Seifenspendern und Toilettenpapier, besser gesagt: Es gab keine. Die Gepäckfahndung setzte dazu eine Sonderkommission „Seife“ ein und konnte den Täter auf frischer Tat stellen. Die Fahnder benötigten einen Pritschenwagen, um das sichergestellte Diebesgut abzutransportieren. Leider hatte der Wagen auf der Rückfahrt zum Depot einen Unfall auf der Autobahn. Seife und Toilettenpapier verunstalteten die A1. Kommentar der Fahnder: „zuerst dachten wir, da hat ein Corona-Freak sein gekauftes Toilettenpapier versteckt. Aber mit der Seife sah das irgendwie scheiße aus …“.