5 Frauen haben in Münster ein fast einmaliges Projekt gestartet, um mehr Lebensmittel zu retten.
Zu krumme Gurken, die eine zu viel geschmierte Stulle oder Joghurt, der das Mindesthaltbarkeitsdatum um einen Tag überschritten hat: Rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen laut dem Bundeszentrum für Ernährung allein in Deutschland jedes Jahr in der Tonne. Verschwendet werden so in Haushalten, Supermärkten und der Gastronomie nicht nur genießbare Nahrungsmittel, sondern auch Ressourcen wie Energie, Ackerboden und Wasser. Elf Millionen Tonnen Lebens mittel landen jährlich in diesem Land auf dem Müll
„Diese massive Verschwendung wollten wir einfach nicht mehr hinnehmen“, sagt Susanne Kemper, eine der fünf Gründerinnen der münsterschen „Fairteilbar“. Seit mehr als einem Jahr arbeiten die Frauen ehrenamtlich an der Realisierung. Unter einem Dach in einem Shop und einer Manufaktur werden „gerettete“ Lebensmittel verkauft und verarbeitet. Nudeln mit falschem Etikett, Wirsing aus der Nachernte, krumme Gurken – alles, was nicht in den Handel kommt, aber qualitativ einwandfrei ist, wird in der „Fairteilbar“ angeboten.
Dazu gehöre auch, dass sich alle Menschen die Lebensmittel leisten können. Deshalb setzen sie bei ihrem Projekt auf das Prinzip „Zahl‘, was es Dir wert ist“. Bedeutet: Der Kunde bestimmt den Preis selbst.

„Ich habe schon vor einigen Jahren angefangen, mich gegen die Lebensmittelverschwendung zu stellen“, so Susanne Kemper weiter. Während auf der einen Seite genießbare Lebensmittel einfach entsorgt werden, gebe es auf der anderen Seite aber auch immer mehr Menschen, die nur knapp an dem Bemessungsgrenze zur Unterstützung legen und kaum Zugang zu Lebensmittel haben. „Genau da setzen wir an. Wir bieten Lebensmittel, die genießbar sind, zu kleinen Preisen an, ohne das Einkommen zu kontrollieren.“
Um das Ziel umzusetzen, betreibt die „Fairteilbar“ einen großen Aufwand: Sie hat Kooperationen mit Landwirten, geht auf die Felder und erntet nach, holen Lebensmittel ab und lagern sie bis zum Verkauf. „Oft bleiben Sachen einfach auf den Feldern liegen, weil sie vielleicht zu groß oder zu klein sind“, so Susanne Kemper.
Zum Beispiel der Salatkopf, der noch einen ziemlich knackigen Eindruck macht. Oder die Grapefruits, die außen kleine braune Flecken haben, aber innen ganz makellos sind. Oder die Bio-Eier, die für den Verkauf im Supermarkt zu klein geraten, die Möhren, die dafür zu krumm gewachsen sind. Auch, wer sehr wenig Geld hat, solle sich willkommen fühlen. „Unsere Rechnung geht trotzdem auf!“

Da ist etwa die Backmischung, die wegen einer neuen Verpackung aus dem Handel genommen wurde, oder das Ginger-Craft-Bier, von dem 11.000 Flaschen abgegeben wurden, weil das MHD näher rückte. MHD steht für Mindesthaltbarkeitsdatum – und für die Frauen der „Fairteilbar“ ist es bestenfalls ein Richtwert. Die allermeisten Lebensmittel sind noch lange nach diesem Stichtag haltbar – sie setzen auf „sensorische Prüfung“, riechen und schmecken, um herauszufinden, ob Lebensmittel noch genießbar sind.
Die Kunden müssen sich damit abfinden, nicht immer alles zu bekommen. Dafür existiert ein buntes, oft überraschendes Sortiment: Craftbeer, Salz und Pfeffer, vegane Bio-Fertiggerichte, Kokosnus-Wasser, Crunchy Müsli oder Sirup, handballgroße Rote-Bete Knollen oder mit für den Handel zu kleinen Äpfeln.
Wirklich eine super Idee. Toll.
Daumen hoch für die Powerfrauen.