Amtliche und private Versteigerungen in Auktionshäusern oder im Internet sind heute so gut besucht wie nie zuvor: Second-Hand-Kochtöpfe, Eigenheime oder Picassos erzielen in Auktionen Höchstpreise. Aberwitziger Schund oder wertlose Tändeleien können als Kunstobjekte losgeschlagen werden – meistbietend.

Die Herkunft des Berufes ist schon ein wenig merkwürdig: Die ersten professionellen Auktionatoren der Geschichte waren Sklavenhändler, die ihre Gefangenen meistbietend versteigerten. Damals wie heute gilt: Schnell muss es gehen. Ob Autos, Gold, Fundsachen, alte Wirtshäuser oder nicht abgeholte Briefe der Post – praktisch alles kann versteigert werden. Manchmal werden in hitzigen Bietergefechten die Preise oft derart schnell in die Höhe getrieben, dass die vermeintlichen Schnäppchen am Ende sogar teurer sind als im freien Verkauf.
Alles was von Künstlern oder einfachen Handwerkern, von Klosterfrauen, Kindern oder Lehrlingen in vergangenen oder gegenwärtigen Zeiten einmal geschaffen wurde, zählt, ohne Ausnahme zu den Sammelbegriffen “Antiquität” und “Kunst”. Dem Bieter bei einer Auktion bleibt die freie Wahl, ob er erwerben möchte, was ihn thematisch reizt, was er einfach schön findet oder was er gebrauchen könnte. Ab und an sind Bieter in ihrer Ersteigerungssucht aber auch zu schnell. So hat zum Beispiel ein Bieter einen 1,60 Meter langen Schmiedeblasebalg zum Wintergartentisch umfunktioniert, weil er nicht so recht wußte, was er mit dem Ding machen sollte. Über eine Viertel Millionen Euro hat ein verrosteter Oldtimer aus dem Lago Maggiore eingebracht! Vor über 80 Jahren soll der Bugatti Brescia Typ 22 Roadster von Zollbeamten ins Wasser gerollt worden sein. Der Grund: Die nötigen Einfuhrabgaben wurden vom Besitzer nicht gezahlt. Im Sommer 2019 wurde der verrostete Wagen geborgen und von einem US-Museum für umgerechnet 260.500 ersteigert.

Besonders günstige Chancen auf dem Kunstmarkt bieten sich Sammlern, die den Mut haben, gegen den Trend und gegen den momentanen Zeitgeschmack zu wählen. Mit Glück und etwas Fingerspitzengefühl finden interessierte Kunstkenner unter den ungewöhnlichen Antiquitäten zuweilen treffliche Stücke: Allerdings nicht das kleinste Buch der Welt, das „Vater unser“ im Fingernagelformat. Ein Besichtiger fand das sehr handlich und ließ es kurzerhand in der Vorbesichtigung mitgehen.
Wer unter den preiswerten Kleinantiquitäten nichts findet, was seinen finanziellen Sammler- Möglichkeiten entspricht, der möge keine Kunstgegenstände kaufen, die schon hundert Jahre alt sind, sondern lieber Stücke, die erst vor kurzem gemacht wurden. Solche Objekte sind zwar beim besten Sammlerwillen noch keine echten Antiquitäten, doch werden sie es sicherlich später einmal werden. Aber auch dabei gilt: Vorsicht beim Bieten! Schier unverkäufliche Objekte lassen sich verkaufen, wenn der Bieter seine Arme nicht ruhig halten kann. So erstand Björn Engholm, ehemals Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, eine vier Meter hohe Plastik. Unter dem anschließenden tosenden Applaus des Publikums war es ihm unmöglich, den Zuschlag anzuzweifeln. Das Objekt dürfte mittlerweile in irgendeinem öffentlichen Gebäude Schleswig-Holsteins stehen. Aber auch äußerst Kurioses findet sich immer wie bei Auktionen: Die Palette reicht dabei vom Kaugummiautomaten samt Inhalt bis hin zum menschlichen Gebiss. Erstaunlicherweise ist jedoch gerade Letzteres wieder zu seinem Besitzer zurückgekehrt – nach erfolgter Sitz- und Kauprobe, versteht sich.

Auf die größte Erfolgsstory kann das Online-Auktionshaus ebay zurückblicken: Inzwischen verkaufen und kaufen Millionen Deutsche Gerümpel und Kleinod übers Internet. Neuzugang: Die Anti-Energiesparlampe Osram 200 Watt Birne für 22 Euro, die es im Fachhandel seit längerer Zeit ja nicht mehr gibt.
Die Gefahr, dass ein wahrer Kunstfreund eines Tages eine wirklich komplette Antiquitätensammlung besitzt, besteht nicht. Weil Kunstsammler immer wieder kleine, alte Kostbarkeiten finden, die unbedingt noch zur Vervollständigung der Kollektion gekauft werden müssen. Ganz aktuell ist da eine Antiquität der Zeitgeschichte, bereits seit 30 Jahren wird sie angeboten – das Datenvernichter-Set für „Steuersünder“. Es besteht aus einem Feuerzeug, einem Tintenlöscher und einem Radiergummi.