Wenn ich das Büro betrete, dann begrüßt mich da immer ein freundlicher Pförtner oder eine nette Pförtnerin und schon liegt auch der Schlüssel zu meinem Büro auf dem Tresen. Nicht nur ich werde so begrüßt, sondern viele meiner Kolleginnen und Kollegen.
Wie machen die das nur, habe ich mich schon oft gefragt. Wie können die sich all die Namen und Schlüsselnummern merken? Und oft kommt als nächstes die beschämende Erkenntnis, dass ich die Namen der meisten an der Pforte gar nicht kenne. Soweit meine Perspektive auf diese Menschen, mit denen man so oft Kontakt hat, aber über die man so wenig weiß.

Tonaufnahmen im Dreh- und Angelpunkt: Die Pforte verhält sich wie ein Schwellenraum, in dem für wenige Sekunden ein Machtgefälle spürbar wird. Sie ist eine Bühne, ein Schutzschild, ein Filter, eine Schleuse und die erste und letzte Kontaktstelle. In dem hier vorgestellten Hörspiel kommen Menschen zu Wort, die sich an Eingängen befinden. In der Universität will der Pförtner die Menschen miteinander verbinden, im Hotel wähnt sich der Concierge, der fast alle Wünsche erfüllt, auf einer Bühne.
Fünfundsiebzig Mal „Guten Morgen“, vierundfünfzig Mal „Guten Abend“, immer wieder Tür öffnen, Auskunft oder Schlüssel geben, Post und Wünsche entgegennehmen, dazwischen Zigarette oder Stressball. Hier wird entschieden – rein oder raus?
Die Pforte ist eine Insel
Autorin Mara May lässt in ihrem vierteiligen Hörspiel Pförtnerinnen, Pförtner und Concierges vom Leben und Arbeiten am Eingang von Hotels, Universitäten, Funkhäusern und Behörden sprechen. Dabei wird es überraschend philosophisch!

Titelfoto mit freundlicher Genehmigung und Empfehlung von © imago – allOver-MEV