Stresemanns Ganz normal

Wie ich den Friseur zum Zittern brachte

Über Tücken, die man mit einem Sprachführer erleben kann

Es gibt Menschen, die russisch, chinesisch und kroatisch sprechen. Meine Frau und ich sprechen fünf Sprachen: französisch, englisch, spanisch, holländisch und deutsch. Kroatisch sprechen wir nicht. Und gerade in Kroatien verbrachten wir unseren Urlaub. Warum? Ein Bekannter von uns besitzt einen Bungalow auf einer schönen kroatischen Fischerinsel, den er uns zur Verfügung stellte.

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Der Bungalow war geräumig und lag in der Nähe des Strandes – es wäre alles in Ordnung gewesen, wenn die Kroaten nicht kroatisch gesprochen hätten. Aber sie taten es. Zum Glück war ich clever genug, mir einen Urlaubs- und Reiseführer mitzunehmen. Der Reiseführer war nach Sparten geordnet, wie „Beim Arzt“, „In der Bank“, „Im Schwimmbad“ usw. Links standen die Sätze in deutsch, rechts in kroatisch. Übersetzung mit Aussprachebezeichnung.

Leider hatte ich für uns beide nur einen einzigen Sprachführer gekauft und das war schlecht. Schon am zweiten Tag unseres Kroatienaufenthaltes stellte es sich heraus, dass wir zwei gebraucht hätten. Meine Frau musste nämlich zum Arzt gehen und ich zum Friseur.

Man macht Urlaub, um zu vergessen, wenn man aber dann die Koffer öffent, sieht man erst, was man alles vergessen hat. Bei mir war es der elektrische Rasierapparat. Was macht man also, wenn man nur einen Sprachführer hat? Meine Frau wusste auch da einen Ausweg. Sie riss ganz einfach die Seite „Beim Friseur“ heraus und gab sie mir mit. Ich betone: Die Seite!!! Eigentlich wären es ja zwei Seiten gewesen. Die linke Seite mit den Sätzen in deutsch und die rechte Seite mit der kroatischen Übersetzung und Aussprachebezeichnung.

Als ich zum Friseur kam, las ich aus meinem halben Sprachführer. „Koliko treba da cekam?“ Der Friseur machte eine leichte Verbeugung und zeigte auf den Stuhl. Er hatte mich verstanden. So leicht war das . Er sah mich fragend an. Ich zeigte auf mein Gesicht und las: „Pozsisajte me molim!“ Er schnitt mir die Haare. Ich wollte nichts sagen und bedauerte nur, dass ich sie erst zwei Tage zuvor hatte schneiden lassen.

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Als er fertig war, strich ich mir mit der Hand über meine Wangen, lächelte ihm freundlich zu. Er seifte mich ein. Aber als ich las: „Razdeljak molim levo, desno u sredini!“ zog er mir drei Scheitel, einen links, einen rechts, einen in der Mitte. Ich wurde langsam nervös „Dajte mi molim nesto da citam!“ las ich barsch. Er gab mir etwas zu Lesen.

Was tun? Ich nahm meine Wangen in die Hände und zwickte sie, bis sie rot wurden. „Urredite mi obreve!“ las ich verzweifelt. Er rasierte mir die Augenbrauen aus. „Obojite mi trpavice!“ las ich weinerlich. Er schwärzte mir die Wimpern. Ich ohrfeigte mein unrasiertes Gesicht und las: „Molim trajnu ondulciju!“ Der Verbrecher machte mir daraufhin eine Dauerwelle.

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Nach einer weiteren halben Stunde hin und her landete ich schliesslich auf der Polizeistation. Dort fand ich meine Frau. Sie hatte ein ähnliches Missgeschick gehabt wie ich. Die deutsche Seite vom „Beim Arzt“ stand auf der Rückseite der kroatischen Seite vom „Beim Friseur“, so dass auch ihr die deutschen Sätze gefehlt hatten. Als wir die beiden Seiten zusammenfügten, erfuhren wir, was sie dem Arzt auf kroatsich gesagt hatte: „Ich bin gestürzt, ich huste, mein Mann hustet, mein Kind hustet, meine Nachbarin hat Magenkrämpfe, mein Kusin leidet an Verstopfung, darf ich aufstehen und wie lange muss ich liegen bleiben?“

Der Arzt hatte entnervt die Polizei verständigt. Etwas dämlich müssen wir wohl drein geschaut haben, als uns ein deutscher Übersetzer auf der Polizeistation mitteilte, dass es auf der Insel einen Münchner Arzt und einen Wiener Friseur geben würde. Übrigens: Friseur- und Arztrechnung stehen immer noch aus!

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