Unsere Vorstellung vom:
01. Oktober 2021
Neu ist “eins aus Zehn” übrigens nicht, denn ich habe es von Westendstories übernommen, die es 2014 in ihrem Blog gestartet hat. Ganz nach dem Motto: Lasst uns doch mal wieder Geschichten zusammenschreiben – Blogger schreiben gemeinsam.

Es gibt zehn Wörter, mit denen jeder – der mitmachen möchte – eine Geschichte schreiben sollte. Die Wörter sollten also in der Geschichte vorkommen. Und hier die Regeln:
Jedes der zehn Wörter sollte mindestens einmal in eurer Geschichte vorkommen. Kann aber gern auch mehrmals sein.
Wenn euch kein Thema einfällt, dann könnt ihr alternativ auch eine Geschichte zu einem Foto eurer Wahl schreiben. Es sollten nur die zehn Wörter darin vorkommen.
Für beide Varianten nehmt euch ein zeitliches Limit. Schreibt nicht länger als 30 Minuten. Dieses Projekt soll ja Spaß machen und nicht zu einer Qual werden.
Die Geschichte muss nicht perfekt sein, aber eben eine schöne Geschichte.
Schön wäre es, wenn eure Geschichte bis zum Ende des Monats fertig ist. So bleibt noch genügend Zeit, die Geschichten beste Geschichte herauszufinden.
Wenn die Geschichte fertig ist, verlinkt sie mit diesem Blog oder stellt eure Geschichte in einen Kommentar.
Ach ja, und es ist einfacher erst selber eine Geschichte zu schreiben, und erst dann die schon vorhandenen zu lesen.

Das sind die zehn Wörter, aus denen eine Geschichte geschrieben werden soll:
- RHEINFALL
- SCHLÜSSEL
- BAUCHPINSEL
- WIEN
- HINTERAUSGANG
- OSSO BUCCO
- ORALFREUDE
- LAURIE ANDERSON
- RITTBERGER
- SCHAUM

Und hier das Beispiel einer Geschichte aus den o.g. Wörtern:
Paul war genervt und auch leicht wütend. Nur durfte er es sich gerade nicht anmerken lassen. Denn ihm gegenüber sass hier im Restaurant Klara, Ihres Zeichens Vertriebs-Assistenten und seine Ansprechperson eines neu gewonnenen Kunden. Paul wurde gestern nämlich geschäftlich nach Wien geschickt, um einen Auftrag unter Dach und Fach zu bringen.
Du musst da bloß hingehen und den unterschriebenen Vertrag abholen, sagte sein Chef.
Danach schaust du dir noch die Stadt an und gehst am Abend fein Essen, natürlich auf Geschäftskosten, sagte sein Chef. Dass er das Nachtessen mit der brutal langweiligen Klara zu sich nehmen musste, das hatte sein Chef natürlich NICHT gesagt.
So war er auch etwas überrascht, als sie ihn, gerade als er nach der Vertragsübergabe wieder gehen wollte, an Ort und Uhrzeit für den Abend erinnerte. Als Klara seinen leicht verwirrten Gesichtsausdruck sah, erwähnte sie das geführte Telefonat mit seinem Chef und die kommunizierte Einladung ins Restaurant und ob er, Paul, denn nicht Bescheid wusste? Paul war sichtlich bemüht, seine Ahnungslosigkeit nicht zur Schau zu stellen. Während er sich innerlich von einem gemütlichen Abend in einer Sportbar verabschiedete, schlug er sich spielerisch gegen den Kopf, klagte ob seiner Vergesslichkeit und meinte, dass er sich sicher nicht einfach so sang- und klanglos durch den Hinterausgang davonmachen wollte, nachdem der Vertrag jetzt unterzeichnet war.
Und so sass er jetzt mit ihr da. Klara, die sich zwar schön zurecht gemacht hatte, dafür aber kaum ein Wort sagte, leicht nervös wirkte und sich immer wieder umschaute. Wenn sie etwas erzählte, dann nur öde Spaziergeschichten über ihre Bulldogge Rittberger, welche unter dem Tisch lag und gerade seine Schuhe vollsabberte. Ansonsten schien sie überhaupt nichts zu interessieren; also sowohl die Bulldogge als auch Klara. Und er hatte sich wirklich Mühe gegeben: er bauchpinselte Klara bezüglich ihres Kleides und ihrer Einstellung zu Tieren, lobte die Geschäftsphilosophie ihres Unternehmens, schnitt Themen zu Kultur und Urlaubsaktivitäten an, aber sie schien gar nicht richtig anwesend zu sein. Sagte nur Ja und nein und erzählte dann, wie Bulldogge Rittberger mal von einer Tapetenabrisskante Leim geleckt hatte und sich danach den ganzen Tag übergeben musste. In den vielen zuvor geführten Telefonaten war die Kommunikation bedeutend einfacher gewesen. So war er innerlich genervt über die Situation und wütend auf seinen Chef.
Dazu hatte sie die widerliche Angewohnheit mit offenem Mund zu essen. Sah er sie an, hatte er den besten Blick auf durchgekautes Osso Buco. Hätte Paul einen Essensfetisch gehabt, wäre das Beobachten ihres Essverhaltens eine wahre Oralfreude gewesen, aber so….. Zu seinem Leidwesen bestellte sie sich auch noch ein Dessert. Paul war danach überzeugt, nie mehr ein Stück Schwarzwälder Torte essen zu können. Er nahm noch einen Schluck von seinem Latte Macchiato mit aufgeschäumter Milch. Er war immer noch wütend ob der Situation; hatte jetzt zudem auch noch Schaum vorm Mund. Nur die Musik von Laurie Anderson jetzt hören zu müssen wäre schlimmer gewesen als dieses Geschäftsessen hier! Dieser Abend war einfach nur ein riesiger Reinfall gewesen. Er nahm sich vor, in der nächsten Woche vier Tage blau zu machen und es so seinem Chef heimzuzahlen.
Kaum hatte Klara das letzte Stück Torte verschlungen, machte er den Kellner auch schon auf die Rechnung aufmerksam. Vor dem Restaurant wollte er sich auch gleich verabschieden, aber Klara ergriff plötzlich seinen Arm und sah ihm in die Augen.
Sagte unruhig, dass sie ja so was noch nie gemacht hatte.
Sagte nervös, dass sie deswegen den ganzen Abend etwas aufgeregt und abgelenkt war.
Sagte leicht zitternd, dass sie ihn, Paul, ja irgendwie mochte.
Sagte etwas verlegen, dass sie ja froh war, dass er sich quasi nicht aus dem Hinterausgang davongemacht hatte.
Sagte entschlossen, sie würde ihm jetzt ihren Hausschlüssel in die Hand drücken.
Sagte herausfordernd, damit könnte er sich jetzt Zugang zu einem ganz anderen Hinterausgang beschaffen.
Paul sagte gar nichts mehr. Schaute sie nur überrascht an, und dabei war sein Mund noch weiter offen, als ihrer während des gesamten Essens…..
